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Untersuchungsanforderungen bei ausgewählten klinischen Fragestellungen

Bei einigen klinischen Krankheitsbildern kommt auf Grund komplexer differenzialdiagnostischer Möglichkeiten eine Vielzahl von Erregern in Frage.
Aus Gründen des zeitlichen und technischen Ablaufs und der Wirtschaftlichkeit können bei Festlegung des Untersuchungsumfangs nicht immer alle in Frage kommenden Erreger von vornherein berücksichtigt werden. Da zudem der positive Vorhersagewert jeder Untersuchung in Kollektiven mit geringer Prävalenz der jeweiligen Infektion abnimmt, ist das ungezielte „Screening“ nicht nur teuer, sondern oft auch wenig hilfreich oder gar irreführend.
Die Auswahl der Untersuchungsanforderungen sollte sich daran orientieren, was auf Grund von epidemiologischen Daten häufig ist und dabei auch Besonderheiten des individuellen Falles (z.B. Immunsuppression, Z.n. OP, Auslandsaufenthalt) berücksichtigen. Erst wenn die zuerst erhaltenen Ergebnisse keine Diagnosestellung ermöglichen, sollte der Untersuchungsumfang auf weitere, seltenere Infektionen ausgedehnt werden.
Mit den folgenden Zusammenstellungen soll für häufige klinische Fragestellungen eine Hilfe zur sinnvollen Auswahl der Untersuchungen gegeben werden bzw. verdeutlicht werden, welche Untersuchungen bei nicht spezifizierter Anforderung in Abhängigkeit von klinischen Informationen und Untersuchungsmaterial initial durchgeführt werden.

  • Pneumonie
  • Meningitis
  • Gelenkinfektionen
  • Myokarditis
  • Enteritis
  • Hepatitis

Berücksichtigt wurde die epidemiologische Situation in Deutschland. In Einzelfällen kann die Einbeziehung weiterer, hier nicht genannter Infektionen in die Differentialdiagnose erforderlich sein.
Material für Untersuchungen, die nicht in unserem Institut durchgeführt werden, wird ggf. durch uns an ein geeignetes auswärtiges Laboratorium weitergeleitet. Für Rückfragen stehen Ihnen die Ärzte und akademischen Mitarbeiter unseres Instituts gerne zur Verfügung.

Abkürzungen:

  • AK = Antikörper
  • AG = Antigen
  • PCR = Polymerase-Chain-Reaction

PNEUMONIE

Die hier vorgenommene Trennung in Lobär- oder Bronchopeumonie und atypische Pneumonie ist nicht als absolut anzusehen.

Lobär- oder Bronchopneumonie

Bei allen Patienten Untersuchung von respiratorischen Sekreten, ggf. auch von Blutkulturen: allgemeine bakteriologische Kultur.

Bei Patienten mit schwerer Grunderkrankung/Immunsuppression und/oder längerer Antibiotikatherapie bzw. längerem Krankenhausaufenthalt zusätzlich:

Legionellen-Kultur (ggfs. Ergänzung durch Legionellen-Antigentest aus Urin)

Bei entsprechenden klinischen und/oder epidemiologischen Hinweisen zusätzlich:

 

  • Tuberkulose (Kultur und Mikroskopie, Genomnachweis) ggfs. Qantiferontest
  • mykologische Untersuchungen (u.a. Dimorphe Pilze bei Aufenthalt im außereuropäischen Ausland Pneumocystis jirovecii bei Patienten mit schwerem zellulärem Immundefekt (PCR, verschiedene Färbungen)
  • Keuchhusten (Bordetella pertussis; Direktnachweis aus Nasopharynx-Abstrich (PCR), Antikörpernachweis aus Serum IgM, IgA, IgG)

Atypische Pneumonie


Bei allen Patienten serologsche Untersuchung (Antikörperbestimmung aus Serum):

  • Chlamydia pneumoniae AK (Serum) IgM, IgA, Ig
  • Chlamydia psittaci AK (Serum) KBR
  • Mycoplasma pneumoniae (Serum) IgM, IgA, IgG
  • Coxiella AK (Serum) KBR
  • Legionella pneumophila (Serum) IgG

Bei V.a. virale Pneumoni: Direktnachweis aus respiratorischen Sekreten als Suchtest oder Einzelbestimmung:

  • Adenovirus (IFT)
  • Influenza A Viren (IFT, PCR, AG)
  • Influenza B Viren (IFT, AG)
  • Neue Influenza H1N1(PCR)
  • Parainfluenza 1-3 Viren (IFT)
  • RS Viren (IFT, AG
  • SARS CoV2 (PCR)

Multiplex-PCR (Pneumonie-Panel)

Sollten die beschriebene Standardmethoden nicht zu einer ausreichenden Diagnosestellung führen, steht eine weiterführende Multiplex-PCR zur ergänzenden Pneumoniediagnostik zur Verfügung.

MENINGITIS 

Akute „bakterielle“ Meningitis

Bei allen Patienten mit V.a. primäre Meningitis: allgemein bakteriologische Untersuchung von Liquor und Blutkulturen; ggfs. Antigen-Nachweis von Meningitis-Erregern im Liquor. Bei negativen Kulturbefunden evt. zusätzlich: universelle (16S rDNA) PCR auf Bakterien im Liquor. Bei immunsupprimierten Patienten zusätzlich: mykologische Untersuchung von Liquor, einschließlich Untersuchung auf Cryptococcus neoformans.

Sekundäre „bakterielle“ Meninigits (z.B. nach neurochirurgischer OP):

Allgemein bakteriologische und mykologische Untersuchung von Liquor, ggf. auch von Blutkulturen und Wundsekreten.

„Seröse“ Meningitis

Bei allen Patienten Untersuchung von Liquor:

  • allgemein bakteriologisch
  • Borrelien ( AK-Nachweis in Serum und ggf. Liquor) (insbes. bei Liquorlymphopleozytose) ggfs. Borrelien PCR.
  • Bei negativen Kulturbefunden evt. zusätzlich: universelle (16S rDNA) PCR auf Bakterien.

Bei entsprechenden klinischen und/oder epidemiologischen Hinweisen zusätzlich:

Lues (Ak-Nachweis in Serum und ggfs. Liquor) Tuberkulose (Kultur und Mikroskopie, evtl. PCR) M. Whipple (PCR extern)

Bei immunsupprimierten Patientenzusätzlich:

Mykologische Untersuchung, einschließlich Untersuchung auf Cryptococcus neoformans Toxoplasmose (PCR;AK-Bestimmung in Serum und ggf. Liquor.
Bei Verdacht auf virale Infektion Untersuchung von Liquor mit der PCR auf:
HSV
VZV
Enteroviren
Weiterführende virale Diagnostik nach Rücksprache

Multiplex-PCR (Meningitis-Panel)

Sollten die beschriebene Standardmethoden nicht zu einer ausreichenden Diagnosestellung führen, steht eine weiterführende Multiplex-PCR zur ergänzenden Meningitisdiagnostik zur Verfügung. 

KNOCHEN- UND GELENKINFEKTIONEN 

Bei allen Patienten Untersuchung von Gelenkpunktaten, Gewebe o.ä.:

  • allgemein bakteriologische und mykologische Untersuchung (Mikroskopie, Kultur) 

Bei negativen Kulturbefunden evt. zusätzlich:

  • universelle PCR auf Bakterien (16S rRNS)

 Bei entsprechenden klinischen und/oder epidemiologischen Hinweisen zusätzlich:

  • Tuberkulose (Mikroskopie, Kultur, Genomnachweis)
  • Serologische Erregernachweise (Antikörperbestimmung aus Serum):
  • Borrelia burgdorferi (IgG, IgM)
  • Campylobacter (IgG, IgA)
  • Chlamydophilia pneumoniae (IgG, IgM, IgA)
  • Chlamydia trachomatis (IgG, IgM, IgA)
  • Chlamydophilia psittaci (AK-allgemein)
  • Mycoplasma (IgG, IgM, IgA)
  • Yersinia (IgG, IgA)
  • Treponema pallidum (TPPA, VDRL, IgM- u. IgG-Immunoblot)
  • Streptokokken (ASL, ADNas

MYOKARDITIS

Serologischer Erregernachweis (Antikörperbestimmung aus Serum):

  • Adenoviren (IgG, IgA)
  • Coxsackie Viren (IgG, IgA)
  • ECHO Viren (IgG,IgA)
  • Cytomegalie Viren (IgG, IgM)
  • Epstein-Barr Viren (VCA IgG, VCA IgM, EBNA-1 IgG)
  • Mumps Viren (IgG, IgM)
  • Parvovirus B19 (IgG, IgM)
  • Influenza A Virus (IgG, IgM)
  • Influenza B Virus (IgG, IgM)

Genomnachweis (PCR aus Biopsaten):

  • Enteroviren
  • Coxsackie Viren
  • ECHO Viren
Weiterführende Virusdiagnostik nach Rücksprache.

ENTERITIS

Kultureller Nachweis aus Stuhl (Darmpathogene Erreger):

  • Campylobacter
  • Salmonella
  • Shigella
  • Yersinia

 Ggf. gezielte Anforderung oder nach Rücksprache:

  • Clostridioides difficile (AG, Toxin ggfs. Kultur aus Stuhl)
  • Adeno-/Rotaviren (PCR, AG aus Stuhl)
  • Noro Viren (PCR, AG aus Stuhl)
  • Vibrio cholerae (Kultur aus Stuhl)
  • Enterohaemorrhagische E. coli (EHEC)

VIRALE HEPATITIS

Hepatitis A

  • anti-HAV gesamt, anti HAV IgM
  • ggfs. HAV-Antigen im Stuhl

Hepatitis B

  • HBsAG, anti-HBs, anti-HBc gesamt,
  • ggfs. Anti-HBc IgM, HBe-Antigen, anti-HBe, anti-Delta
  • Hepatitis B-PCR

Hepatitis C

  • anti-HCVgesamt
  • ggfs. Hepatitis C RT-PCR u. Genotypbestimmung

Hepatitis E

  • anti-HEV IgG
  •  anti-HEV IgM

Neben den spezifischen Hepatitis Viren sollte auch an Infektionen durch Herpesviren (z.B. CMV, EBV) u.a. gedacht werden. Routine-Untersuchungsprogramm nach Kanülenstichverletzung o.ä.:

  1. Donor: HBsAG, anti-HBc, anti-HCV, HIV-AG-AK-combo Test ggfs. PCR
  2. Rezipient:  anti-HBc, anti-HBs, anti-HCV, HIV-AG-AK-combo Test
  3. Ein Screening für Notfalluntersuchungen nach Nadelstichverletzungen steht 24/7 zur Verfügung.

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